Fahrradteile

Scheibenbremsen fürs Fahrrad: kaufen oder nicht?

Scheibenbremsen fürs Fahrrad: kaufen ode...

Luisa Schmid

28.09.2021 - Update: 28.09.2021

Luisa Schmid

28.09.2021 - Update: 28.09.2021



Ob Gravelbike, Mountainbike, Road- oder E-Bike – mittlerweile finden sich an fast jeder Radgattung Scheibenbremsen. Das ist in manchen Fällen sinnvoll, in anderen reichen mitunter auch klassische Felgenbremsen. Ob du ein Fahrrad mit Scheibenbremsen brauchst, welche Vor- und Nachteile sie haben und wie sie funktionieren, erfährst du hier.

Brauche ich Scheibenbremsen am Fahrrad?

Wie der Name schon vermuten lässt, stoppen Scheibenbremsen mittels Scheiben an der Laufradnabe die Fahrt, während Felgenbremsen an der Laufradaußenseite ansetzen. Die Scheibenbremse hat einige Vorteile, speziell bei bestimmten Fahrradgattungen und Einsatzbereichen.

E-Bikes sind beispielsweise meist mit hydraulischen Scheibenbremsen ausgestattet, da die Fahrräder vergleichsweise schwer sind und die Bremse deshalb kräftig zupacken muss. Das ist bei Scheibenbremsen der Fall – und zwar bei geringer Handkraft.

Auch Mountain- oder Gravelbikes haben meist Scheibenbremsen, da sie auch bei Nässe uneingeschränkt funktionieren und weniger schnell verdrecken als Felgenbremsen. Argumente für Scheibenbremsen sind unter anderem die folgenden:

Vorteile von Scheibenbremsen

  • Scheibenbremsen haben eine starke und unmittelbare Bremswirkung. Sie bremsen zuverlässig und konstant.
  • Der Bremsweg ist kürzer als bei Felgenbremsen.
  • Du musst beim Bremsen weniger Kraft aufbringen. Auf diese Weise beanspruchst du deine Hände weniger.
  • Scheibenbremsen verlieren auch bei Nässe ihre Bremskraft nicht. Da der Abstand zwischen Bremspads und Scheibe sehr klein ist, verdrecken sie auch nicht so leicht.
  • Die Felgen verschleißen nicht, da die Scheibenbremse nicht daran schleift. Auch bei einem leichten Achter hast du kein Problem mit einer schleifenden Scheibenbremse, da sie mittig im Laufrad sitzt.

Wenn du also auf einem schweren Bike unterwegs bist, bei jedem Wetter fährst, viel im Gelände und/oder bergab unterwegs bist, ist ein Fahrrad mit Scheibenbremse eine gute Wahl. Sie bietet eine knackige Bremsleistung, unabhängig von Terrain und Witterung. Allerdings sprechen auch ein paar Dinge gegen sie.

Nachteile von Scheibenbremsen

  • Die Scheibenbremse kann überhitzen, wenn du dauerhaft bremst, z. B. in einer langen Abfahrt. Das kann die Bremsleistung beeinträchtigen.
  • Scheibenbremsen müssen erst eingebremst werden, um ihre volle Kraft zu entfalten.
  • Scheibenbremsen sind schwerer als Felgenbremsen.
  • Scheibenbremsen sind teurer als Felgenbremsen – vor allem hydraulische Scheibenbremsen.
  • Es kann sein, dass die Scheibenbremsen quietschen, wenn du den Bremshebel ziehst. Das kann nervig sein, vor allem, wenn sich der Grund dafür nicht ausmachen lässt.
  • Scheibenbremsen sind komplizierterin der Handhabung und wartungsintensiver. Sie sind technisch anspruchsvoller. Du musst z. B. Scheibenbremsen entlüften, die Bremsflüssigkeit auffüllen und beim Radausbau muss ein Platzhalter zwischen die Bremsbacken setzen, damit sie sich nicht zuziehen. Einmal aneinandergepresst, lassen sich die Bremsbacken nur schwer wieder öffnen.

Kann man Scheibenbremsen am Fahrrad nachrüsten?

Nicht alle Laufräder können Scheibenbremsen aufnehmen. Damit du Scheibenbremsen nachrüsten kannst, müssen zum einen die Laufräder auf Scheibenbremsen ausgelegt sein. Zum anderen müssen Fahrradrahmen und Fahrradgabel die entsprechenden Befestigungspunkte (sog. Scheibenbremsenaufnahmen) dafür mitbringen.

Fehlen die entsprechenden Befestigungspunkte, müsstest du viele Komponenten ersetzen, um den Wechsel von Felgen- auf Scheibenbremsen sauber über die Bühne zu bringen. Außerdem würde dich das Upgrade viel Geld, Zeit und Nerven kosten. Dieser Aufwand lohnt sich in den meisten Fällen nicht.

Wie funktioniert eine Scheibenbremse am Fahrrad?

Bei Scheibenbremsen sitzt eine Bremsscheibe auf der Nabe des Laufrads. Es gibt 6-Loch und Centerlock-Naben. Die Bremsscheibe muss dazu passen, sonst benötigst du einen Adapter. Meist wirst du neue Laufräder aber mit vormontierten Scheiben bekommen.

Im Bremssattel, dem kleinen Kästchen, das an der Scheibe sitzt, befinden sich Bremskolben mit Bremsbelägen**. Ziehst du den Bremshebel, pressen sich die Bremsbeläge an die Scheibe und erzeugen Reibung. Diese verlangsamt die Scheibe und damit auch das Laufrad, an dem sie befestigt ist.

Welche Scheibenbremsen gibt es?

Es gibt mechanische und hydraulische Scheibenbremsen. Beide Arten verfügen über Kolben, die entweder einen (meist mechanische Bremsen) oder beide Bremsbeläge (hydraulische Scheibenbremse) auf die Bremsscheibe drücken. Die Unterschiede liegen in der Art und Weise, wie die Kraft vom Bremshebel auf Bremssattel und Bremsscheibe übertragen wird.

Mechanische Scheibenbremse

Sie ist die mittlerweile seltener verbaute Variante der Scheibenbremse. Mechanische Scheibenbremsen sind weniger präzise, aber günstiger und oft wartungsärmer. Dieses Bremssystem funktioniert folgendermaßen:

Ziehst du den Bremshebel, gibt ein Bowdenzug (ein dünnes Drahtseil) diesen Impuls an den Hebelarm des Bremssattels weiter. Der presst die Bremsbeläge an die Bremsscheibe. Lässt du den Hebel los, lösen sich auch die Bremsbeläge wieder.

Hydraulische Scheibenbremse

Eine hydraulische Scheibenbremse arbeitet mit einer hydraulischen Flüssigkeit anstelle eines Bowdenzugs, zum Beispiel Öl. Eine solche Flüssigkeit lässt sich nicht zusammenpressen, auch nicht unter Druck. Dadurch nimmt sie immer gleich viel Raum ein, es entsteht – im Gegensatz zum Bowdenzug – keine Reibung. Die Bremskraft wird sehr genau und verlustfrei übertragen.

Beim Betätigen des Bremshebels wird das Öl in den Bremskreislauf gedrückt. Das nicht komprimierbare Öl gibt den Druck an die Kolben im Bremssattel weiter, der wiederum die Bremsbeläge an die Scheibe presst.

Hydraulische Scheibenbremsen arbeiten präziser, sind aber teurer und ab und zu musst du die Scheibenbremse entlüften.

Scheibenbremsen-Wartung: Worauf muss ich achten?

Deinen Scheibenbremsen regelmäßig etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, sorgt aber dafür, dass du lange etwas von ihnen hast und sicher unterwegs bist.

Wie lange dauert es, bis eine Scheibenbremse abgenutzt ist?

Welchen Zeitraum oder wie viele Kilometer deine Scheibenbremse bzw. die Bremsbeläge mitmachen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu zählen die Qualität der Bremse, deine Fahrweise, das Gelände, die Wetterbedingungen und das Fahrergewicht. Manche Beläge von Scheibenbremsen müssen nach 800 bis 1.000 Kilometern ausgetauscht werden, andere halten bis zu 2.000 Kilometer.

Woran erkenne ich, dass ich meine Scheibenbremse wechseln muss?

  • Bremsbeläge: Um zu sehen, wie abgenutzt deine Scheibenbremsen-Beläge sind, musst du das Laufrad entfernen und den Bremsbelag aus dem Bremssattel ziehen. Zu Beginn hat der Bremsbelag eine Stärke von drei bis vier Millimetern. Ist nur noch ein Millimeter an Reststärke übrig, ist es an der Zeit, die Bremsbeläge zu erneuern.
  • Scheiben: Die Stärke der Scheibenrotoren verrät dir, ob du sie ersetzen musst. Hierfür gibt der jeweilige Hersteller eine Mindestdicke an, die du auf den Scheiben findest. Bei Shimano-Bremsen solltest du zum Beispiel die anfangs 1,8 Millimeter dicken Rotoren auszutauschen, wenn die Bremsfläche auf 1,5 Millimeter (Min. TH = 1,5) runtergebremst ist. Bei Magura gilt ein Bremsbelag als verschlissen, wenn dessen Stärke t (= Belag und Trägerplatte) an einer Stelle weniger als 2,5 mm dick ist, die Magura-Scheibe musst du tauschen, wenn sie an einer Stelle weniger als 1,8 mm stark ist.

Kann ich eine Scheibenbremse selbst wechseln?

Ja, dafür brauchst du aber etwas Erfahrung und radhandwerkliches Geschick. Außerdem benötigst du Distanzscheiben (Pad Spacer) und einiges an (Spezial-)Werkzeug. Radfahrer mit wenig Schrauberfahrung sind in der Regel besser beraten, die Scheibenbremse bzw. die Bremsbeläge von einem Fachmann wechseln zu lassen.

Fazit: Für wen lohnen sich Scheibenbremsen?

  • Scheibenbremsen finden sich immer häufiger an Fahrrädern unterschiedlicher Gattungen: Sie funktionieren auch bei Nässe zuverlässig, reduzieren den Kraftaufwand, und haben eine starke und unmittelbare Bremswirkung.
  • Aber: Scheibenbremsen sind teurer, schwerer und wartungsintensiver.
  • Wann du Scheibenrotoren und Bremsbeläge wechseln lassen solltest, ist von unterschiedlichen Faktoren wie der Qualität der Scheibenbremse und deiner Fahrweise abhängig. Erfahrene Schrauber können den Wechsel selber durchführen, Radfahrer mit wenig Schrauberfahrung sollten den Wechsel den Profis überlassen.

Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaften widmet sich Luisa nun der Sonderpädagogik, wobei ihr Schwerpunkt auf der emotionalen und sozialen Entwicklung liegt. Ihrer Liebe zum Schreiben und zum Sport kann sie als Redakteurin für Bikes.de weiterhin nachgehen. Wenn sie nicht gerade am Studieren und Schreiben ist, trifft man sie zum Wandern, Joggen und Radfahren irgendwo im Wald an. Für Luisa ist das Fahrrad ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, ein Sportgerät und ein tolles Fahrzeug, um Natur zu erleben und die Welt zu entdecken. Am liebsten ist sie mit ihrem Trekkingrad oder ihrem Mountainbike unterwegs.

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