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E-Bike-Motoren: die wichtigsten Infos

E-Bike-Motoren: die wichtigsten Infos

27.04.2021 - Update: 04.08.2021



Der Motor ist das Herzstück jedes E-Bikes. Je nach Einsatzbereich unterscheiden sich die Motoren in Leistung, Drehmoment und Bauart. Damit du für dich das E-Bike mit dem richtigen Motor findest, stellen wir dir hier die aktuell häufigsten Motorentypen vor. Außerdem erfährst du, worin sie sich unterscheiden und worauf du beim E-Bike-Kauf in Bezug auf den Motor achten solltest. 

Die drei häufigsten Motorentypen

Ganz grundlegend können bei allen Elektrofahrrädern verschiedene Antriebsstufen ausgewählt werden, die dich beim Fahren unterstützen. Je nach Hersteller kann die Bezeichnung dieser meist drei bis fünf wählbaren Antriebsstufen variieren, üblich sind "Eco" (leichte Unterstützung), "Tour" (mittlere Unterstützung) und "Turbo" (starke Unterstützung). Du kannst je nach Bedarf per Knopfdruck am Display oder der Bedieneinheit zwischen den Stufen hin- und herwechseln.

In jedem Modus schaltet sich der Antrieb automatisch zu, sobald in die Pedale getreten wird. Das geschieht ganz harmonisch. Die ausgewählte Antriebsstufe steuert also die Stärke der Unterstützung. Je niedriger die Antriebsstufe, desto mehr schonst du den Akku, je höher die Antriebsstufe, desto mehr Power steuert der Motor bei – praktisch zum Beispiel an steilen Anstiegen.

Wie der Antrieb unterstützt, wird vom Motormanagement aus drei Werten zusammengerechnet: Dem Drehmoment, der Geschwindigkeit und der Trittfrequenz. Diese Werte werden kontinuierlich von Sensoren gemessen und geben die Informationen an den Motor weiter, um sportlicher oder mit mehr Reichweite zu fahren – ganz, wie es dir am besten passt.

An jedem Fahrrad gibt es mehrere Orte, an denen ein Motor seine Arbeit verrichten kann. Die drei häufigsten Typen sind Frontmotoren, Mittel- und Heckmotoren. Jeder dieser Motorentypen bringt unterschiedliche Stärken und Schwächen mit sich, die vor dem Kauf bedacht werden sollten. 

Frontmotoren: günstig, aber nicht mehr up to date?

Frontmotoren sind häufig in erschwinglicheren E-Bike-Modellen zu finden. Sie sind in der Vorderradnabe verbaut. Durch das höhere Gewicht am Vorderrad verändert sich allerdings die Balance des Fahrrads. Das kann anfangs zu einem eigenartigen Fahrgefühl führen, in der Regel gewöhnt man sich aber recht schnell daran. 

Entscheidest du dich für ein E-Bike mit Frontmotor, solltest du unbedingt das Bremsen üben, denn das Bremsverhalten ist anders als bei einem Rad ohne Motor oder mit Mittel- bzw. Heckmotor. Gerade bei Nässe oder Glatteis kann das Vorderrad ausbrechen oder durchdrehen.

Die Vorteile eines Frontmotors sind neben dem günstigeren Preis, dass er mit Rücktrittsbremse und allen Schaltungen kombiniert werden kann. Außerdem läuft er leise und ist relativ verschleiß- und wartungsarm. Lediglich die Gabel des Bikes sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Insgesamt werden Frontmotoren wegen ihres Einflusses auf die Gewichtsverteilung am Rad und auf das Lenkverhalten immer weniger eingesetzt. Viele Kunden greifen stattdessen zum Mittelmotor.

Mittelmotoren: von E-Mountainbikes zum absoluten Bestseller

Der Mittelmotor ist im Tretlagerbereich verbaut. Dadurch verändert sich der Schwerpunkt des Bikes kaum. Das führt zu einem sehr angenehmen Fahrgefühl, das sich kaum von dem eines Fahrrades unterscheidet. Aus diesem Grund werden Mittelmotoren besonders häufig in E-Mountainbikes verbaut. Aber auch immer mehr Trekking- und City-E-Bikes setzen auf Mittelmotoren. Denn ein weiterer Vorteil ist der kraftvollere Antrieb dieser Motorentypen, die dir vor allem in hügeligem Gelände jede Menge Unterstützung liefert.

Mittelmotoren sind im Rahmen der E-Bikes neben der Kurbel verbaut. Deshalb ist ihnen eine direktere Kraftübertragung möglich, die auch zu einem geringeren Stromverbrauch führt. Die Belastung der Kette und der Ritzel nimmt so aber auch stärker zu.

Heckmotoren: weniger Verschleiß und einfach nachzurüsten

Im Gegensatz zu Front- und Mittelmotoren können Heckmotoren nicht mit Rücktrittbremse und Nabenschaltung kombiniert werden. Aufgrund ihrer Position am Hinterrad ermöglichen sie ein besonders dynamisches Fahrverhalten. Denn, wie bei unmotorisierten Bikes, wird die Antriebskraft direkt auf die Kassette übertragen.

Das hat auch zur Folge, dass die meisten Teile des Fahrrads nur geringfügig mehr belastet werden, also weniger verschleißen. Heckmotoren sind einfach nachzurüsten und haben besonders geräuscharme Fahrwerke. Ein weiterer Pluspunkt gegenüber den Mittelmotoren ist, dass sie, dank der Möglichkeit drei Kettenblätter an der Kurbel zu haben, eine größere Übersetzungsbandbreite bieten.

In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Nabenmotoren mit Rekuperation entwickelt. Sie können, zum Beispiel wenn es bergab geht, Energie gewinnen und so den Akku aufladen.

Worin unterscheiden sich die E-Bike-Motoren verschiedener Hersteller?

Neben der Unterscheidung in Front- Mittel oder Heckmotoren solltest du dich auch mit den verschiedenen Motoren-Herstellern befassen.

Einen der größten Unterschiede gibt es zwischen Bosch und allen anderen Motorenherstellern: Das System von Bosch ist geschlossen, Bosch-Motoren sind nur mit Akkus und Display aus eigenem Hause zu nutzen. Andere Hersteller, wie Shimano oder Yamaha, haben offenen Systeme, die bei der Fahrradzusammensetzung frei miteinander kombiniert werden können.

Das System beeinflusst spürbar das Fahrgefühl der E-Bikes. Während sich E-Bike-Motoren von Bosch in jedem Pedelec gleich anfühlen, können Fahrradhersteller das Fahrgefühl mit anderen Komponenten deutlich variieren.

Unveränderbar ist jedoch der Widerstand, den unterschiedliche E-Bike-Motoren haben. Einen Widerstand, wenn vorhanden, spürst du erst ab 25 Stundenkilometern. Das ist die gesetzlich festgelegte Grenze, nach der die Antriebe sich nicht mehr zuschalten dürfen. Sind die Motoren abgeschaltet, ist bei einigen der Widerstand des Getriebes zu spüren. Das fühlt sich für die meisten Fahrer unnatürlich an.

Neben dem Einfluss auf die Fahreigenschaften sind der Stromverbrauch, das Gewicht, die Power und die Größe die wichtigsten Eigenschaften der E-Bike-Motoren. In den vergangenen Jahren haben sich die verschiedenen Antriebe immer stärker verbessert und angenähert, weshalb andere Merkmale des jeweiligen Motors bei der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle spielen. Dazu zählen der Service, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und die Lautstärke.

Jeder Antrieb erzeugt Geräusche. Jeder Hersteller geht mit diesen jedoch anders um. Besonders im Markt der Trekking- und City-E-Bikes ist die Lautstärke ein entscheidendes Kriterium. Laute Motoren verkaufen sich wesentlich schlechter.

Bei den E-Mountainbikes entwickeln sich bezüglich der Lautstärke aktuell zwei Richtungen. Eine ist auch hier, immer leiser zu werden. Biker, die leisere Motoren bevorzugen, wollen die Natur spüren (und vor allem hören) und möglichst nah an das unmotorisierte Mountainbike-Erlebnis kommen. Andere Biker legen mehr Wert auf einen kraftvollen Antrieb und stören sich nicht am Motorengeräusch, ganz im Gegenteil. Ähnlich wie bei Autos werden die Motorengeräusche für diese Bikes mitterweile von Soundexperten extra designt!

E-Bike-Motoren: eine Übersicht der wichtigsten Hersteller

Der Marktführer für E-Bike-Motoren ist der Automobilzulieferer Bosch. Sie haben als erstes großes Unternehmen den Markt erkannt und lange den Standard unter den Antrieben gesetzt. Als Folge der hohen Marktdurchdringung, kennen sich die meisten Händler und Werkstätten mit Boschmotoren aus. Diese schätzen an Bosch die schnelle Versorgung mit Ersatzteilen und den Service.

Mit den unterschiedlichen Produktlinien Active Line und Performance Line deckt die Firma alles zwischen City-E-Bike und E-MTB ab. Die Active-Line-Modelle gelten als entspannter, mit weniger Kraft, aber sehr hoher Reichweite. Die Performance-Line-Modelle eignen sich für sportliches Fahren, sind aber bekannt dafür, groß zu sein und mehr Widerstand zu haben.

Mit dem aktuellsten Performance Line CX wurde dieser Punkt jedoch verbessert, sodass kaum noch ein Widerstand zu spüren ist. Der neue Motor ist zudem nur noch halb so groß wie sein Vorgänger und wiegt deutlich weniger.

Auch das bekannte japanische Unternehmen Yamaha zählt zu den ersten Herstellern von E-Bike-Antrieben. Sie sind denen des Kokurrenten Bosch ähnlich, auch ihre Motoren decken viele Nutzungsbereiche ab.

Händler und Fahrradhersteller haben mit Teilen von Yamaha aber die Möglichkeit, in einem offenen System mehr gestalten zu können. Der im Vergleich zu Bosch-Motoren meist höhere Widerstand liegt nicht allen Fahrern, du solltest bei deiner Probefahrt also darauf achten.

Der größte Produzent von Fahrradteilen weltweit ist Shimano. Mit ihren großen Ressourcen und gutem Service haben sich die Japaner schnell auf dem Markt etabliert und bieten eine gute Ersatzteilversorgung. Motoren von Shimano sind im Vergleich zu Yamaha oder Bosch kleiner und kompakter. Sie sind die leichtesten Motoren und haben nach der rechtlichen Grenze keinen nennenswerten Widerstand.

Mit der Größe büßen sie allerdings auch etwas an Power ein. Diese gleichen sie mit einem natürlichen und vergleichsweise leisen Fahrerlebnis aus. Zusätzlich können sie sehr gut mit den anderen Teilen und Gruppen am Bike kombiniert werden.

Kleine Hersteller liegen im Trend

Auch immer mehr kleine Hersteller bieten E-Bike-Motoren an. Noch nicht so lange auf dem Markt ist das Berliner Unternehmen Brose. Mit ihren Drive-S-Modellen haben sie in der Welt der E-Mountainbikes für großes Aufsehen gesorgt und in vielen E-Bike-Tests vordere Plätze belegt. Ebenso haben sie die Fachleute im Segment der Trekking- und City-E-Bikes mit den Drive-T-Modellen beeindruckt.

Diese kompakte Form macht das System unauffällig im Bike. Im Gegensatz zu anderen Mittelmotoren können bei Brose-Motoren große Kettenblätter genutzt werden.

Viele beschreiben das Fahrgefühl im Vergleich zu den Motoren der großen Anbieter als sehr natürlich und trotzdem kraftvoll. Unterstützt wird das noch durch die geringe Lautstärke und den kleinen Widerstand.

Der stärkste Motor auf dem Markt ist von TQ-Systems, einem kleinen bayerischen Unternehmen. Ihre Motoren sind exklusiv in E-MTBs von Haibike verbaut. Ihre große Kraft ermöglicht erfahrenen Fahrern besonders schnell im Gelände zu sein. Viel Power bedeutet allerdings auch mehr Verschleiß am Bike, ein höherer Verbrauch und eine höhere Lautstärke.

Ein anderer bayerischer E-Motorenhersteller ist Fazua. Auch diese Motoren sind eher in sportlichen Rädern zu finden. Sie haben hier aber das Ziel, mit möglichst wenig Leistung mehr Kraft zu erzeugen. Das System greift dazu direkt ins Tretlager. Das ermöglicht ein schnelles Anfahren und ein sehr natürliches Fahrgefühl bei über 25 Stundenkilometern.

Jeder Motorentyp hat seine Vorzüge für unterschiedliche Einsatzzwecke und Fahrer. Der Motor ist eine zentrale Komponente, die sich maßgeblich auf das Fahrverhalten und den Charakter des Bikes auswirkt. Daher ist es sinvoll, wenn du dich nach einer ersten Orientierung, was für ein E-Bike du fahren möchtest und wo es hauptsächlich zum Einsatz kommen soll, bei einem Händler vor Ort informierst und einige Modelle probefährst.

Die Bike&Co-Händler sind mit einem hervorragend ausgebauten Händlernetz sehr gut zu erreichen und stehen dir bei der Wahl deines E-Bikes mit dem richtigen Motor jederzeit gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Wir aus der Bikes.de-Redaktion haben eine große Leidenschaft: Fahrräder. Und diese Leidenschaft wollen wir mit dir teilen. Daher sind wir immer auf der Suche nach neuen, spannenden und relevanten Themen rund ums Rad, die dir Information und Orientierung bieten – und vor allem jede Menge Lust aufs Radfahren machen sollen. Viel Spaß beim Lesen!

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