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So lernt dein Kind Fahrrad fahren

So lernt dein Kind Fahrrad fahren

24.04.2021 - Update: 06.09.2021



Die ersten Fahrversuche sind nicht leicht. Aber es lohnt sich! Viele von uns erinnern sich noch an das Gefühl von Leistung, Freiheit und Glück, als wir zum ersten Mal alleine auf zwei Rädern fuhren. Aber wie bringt man seinem Kind eigentlich das Fahrradfahren bei? Wir zeigen es dir.

Ab welchem Alter kann ich meinem Kind das Fahrradfahren beibringen?

Mit etwa drei Jahren können Kinder das Fahrradfahren lernen. Sie besitzen dann alle motorischen Fähigkeiten, die für erste erfolgreiche Fahrversuche notwendig sind.

Dabei handelt es sich um einen groben Richtwert. Jedes Kind und jeder Erwachsene hat unterschiedliche Stärken und Schwächen und lernt in seinem eigenen Tempo. Es ist ganz normal, dass Kinder im gleichen Alter in einzelnen Bereichen teils erhebliche Entwicklungsunterschiede zeigen: Manche Kinder können früher sprechen, lesen oder schreiben, andere früher Fahrrad fahren.

Fahrradfahren: Fähigkeiten, die Kinder vorher können sollten

Fahrradfahren ist gar nicht so leicht. Der ganze Körper wird beansprucht und es werden einige Fähigkeiten abverlangt, die wir im Kindesalter erst nach und nach erlernen müssen. Wir zeigen dir, welche Fähigkeiten dein Kind beherrschen muss, um auf dem Fahrrad erste Erfolge erleben zu können.

Greifen: mit sieben Monaten

Um den Lenker sicher umfassen zu können, muss das Kind bereits gelernt haben, einen Gegenstand mit einer Hand sicher zu halten und dabei alle Finger zu beugen. In der Entwicklungspsychologie wird diese Fähigkeit, die wir in einem Alter von circa sieben Monaten erlernen, als das einhändige palmare Greifen bezeichnet.

Aufrechte Körperhaltung: im ersten Lebensjahr

Um stehen, laufen oder Fahrradfahren zu lernen, müssen Kinder ihren Körper aufrecht halten können. Mit etwa sieben Monaten beginnen Kinder, sich an Gegenständen hochzuziehen. Sie können dann mit einer Unterstützung stehen, bis es ihnen meist kurz vor dem ersten Geburtstag gelingt, selbständig zu stehen und ihre Körperspannung zu halten.

Laufen: im zweiten Lebensjahr

Mit etwa einem Jahr beginnt dein Kind, ohne Hilfe erste Schritte zu gehen. Im zweiten Lebensjahr verbessert sich die Fähigkeit, frei zu gehen. Dann kann dein Kind sicher schon selbstständig langsam gehen – sobald es sich jedoch drehen oder anhalten möchte, verliert es allerdings meistens noch das Gleichgewicht, das für das Fahrradfahren unverzichtbar ist.

Gleichgewicht: im dritten Lebensjahr

Im dritten Lebensjahr werden Kinder dann zu „Laufexperten“. Dabei zeigen sich vor allem in zwei Bereichen deutliche Verbesserungen: Der Gleichgewichtssinn nimmt zu und Bewegungen erfolgen koordinierter. Sie laufen immer sicherer und schneller, können sich dabei drehen oder abrupt anhalten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen.

Bewegungskoordination durch das Laufrad

Es gibt einen weiteren Meilenstein im dritten Lebensjahr: Kinder wollen ihre Fähigkeiten weiter ausbauen und schneller werden. Viele beginnen in diesem Alter, Laufrad zu fahren. Dabei lernen sie die Fahrhaltung kennen, indem sie auf dem Fahrradsattel sitzen und die Hände an den Lenker legen, und gewöhnen sich bereits an das Lenkverhalten.

Fahrradfahren als Lernprozess

Beim Lernen knüpfen wir an unsere bisherigen Erfahrungen und die bereits vorhandenen Verbindungen zwischen den Nervenzellen an. Um das Fahrradfahren überhaupt lernen zu können, müssen Kinder einige motorische Fähigkeiten beherrschen, die es nun richtig zu kombinieren gilt: Sie müssen bereits gelernt haben, Dinge zu greifen, um den Lenker halten zu können. Außerdem müssen sie über Körperspannung verfügen und stehen und laufen können, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren.

Erst dann ist es möglich, diese Bewegungen zu koordinieren: Körper aufrecht halten, Lenker greifen, Beine bewegen. Ganz nach dem Motto „Übung macht den Meister“ verlaufen die ersten Fahrversuche nicht einwandfrei. Kinder agieren hier meist unsicher und wackelig, da sich Bewegungskoordination und Gleichgewichtssinn mit der Übung noch verbessern müssen. Je häufiger sich Kinder auf Räder setzen, desto einfacher fallen ihnen die Bewegungsabläufe und desto besser wird das Fahren.

Natürlich gilt es aber auch, die Angst zu verlieren. Deswegen sollte man nach Misserfolgen, wie kleinen Stürzen, möglichst schnell wieder in den Sattel steigen.

Pädagogische Tipps für Eltern: So macht Fahrradfahren lernen Spaß

Spaß, Interesse und Neugier

Ein wichtiger Motor für Lernprozesse sind Spaß, Interesse und Neugier. Viele Dinge lernen wir unterbewusst und nebenbei, wenn wir uns aus Neugier mit bestimmten Themen oder Objekten beschäftigen. Deshalb lernen wir in einer natürlichen und anregenden Lernumgebung, in der wir unser Umfeld spielerisch und praktisch erkunden können, am besten. Außerdem lernen wir neue Verhaltensweisen besonders effektiv, wenn wir uns für eine Sache interessieren.

Es ist wichtig, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema aus Neugier erfolgt, Spaß macht und Eltern keinen Druck aufbauen. Bestimmende Sätze wie „Heute üben wir, bis du Fahrrad fahren kannst!“ bauen Druck auf, senken die innere Motivation und wirken einem erfolgreichen Lernprozess eher entgegen.

Kompetenzerlebnisse

Von klein auf sind wir neugierig, wollen unsere Umwelt erkunden und verstehen, immer mehr erreichen und uns weiterentwickeln. Verantwortlich dafür ist das menschliche Grundbedürfnis nach Kompetenzerlebnissen. Wir stellen uns neuen Herausforderungen, um uns kompetent zu fühlen. Erfolgserlebnisse treiben uns an. 

Aus diesem Grund ist Motivation so wichtig. Wir brauchen Kompetenz- und Erfolgserlebnisse, um motiviert zu bleiben und weiterzumachen. Auch hier geht man am besten spielerisch an die Sache heran: Eltern können im Hof oder auf der Spielstraße einen Startpunkt markieren. Von dort aus versucht das Kind, eine möglichst lange Strecke zu fahren, ohne dabei den Boden zu berühren. Am Endpunkt wird eine weitere Markierung gesetzt und das Kind wird sehen, das es mit der Zeit immer weiter kommt und immer besser wird.

Auch können Eltern ihren Kindern verschiedene Parcours aufbauen, mit ihnen in Spielform das schnelle Anhalten und Losfahren üben oder die Zielgenauigkeit verbessern. Wir zeigen euch gleich auch noch Spiele und praktische Übungen, mit denen euer Kind hilfreiche Kompetenzen verbessern kann.

Wie bringe ich meinem Kind das Fahrradfahren bei?

Erste Erfolge auf dem Fahrrad zeigen sich besonders schnell, wenn das Kind vorher einige Erfahrungen auf dem Laufrad machen konnte und bereits über ein gutes Körpergefühl verfügt. Auf das anfängliche Fahren mit Stützrädern kann man hingegen verzichten.

Mit Stützrädern können die Kleinen zwar mit den Großen mithalten, das richtige Radfahren fördern sie jedoch nicht. Sie verhindern, dass der Nachwuchs seine Balance verbessert und das richtige Lenken und Kurvenfahren lernt. Auch Experten wie der ADFC raten von Stützrädern ab, da sie sogar zu Gefahrenquellen werden können, und empfehlen stattdessen Laufräder.

Vorbereitung auf den Straßenverkehr

Im Straßenverkehr gibt es einiges zu beachten: Mama und Papa, die den Weg weisen, Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer. Damit es keine Probleme gibt, müssen wir unsere Umgebung im Auge behalten, schnell reagieren, ausweichen, bremsen, anhalten und wieder anfahren können. Mit einfachen Übungen auf dem Laufrad und Fahrrad könnt ihr diese wichtigen Fähigkeiten spielerisch verbessern.

Übungen auf dem Laufrad und Fahrrad

Hier kommen ein paar Übungen, mit denen dein Kind die erforderlichen motorischen Fähigkeiten verbessert und das Fahrradfahren spielerisch lernt. Der Spaß steht im Vordergrund – und das sollten Eltern ihren Kindern auch vermitteln. Wenn etwas auf Pfiff erfolgen soll, dann nicht, weil das ein Befehl ist, sondern weil es das Startsignal für das Spiel ist. Noch besser wäre es, wenn zum Beispiel die Mutter das Spiel anleitet und der Papa, Geschwister oder Freunde mitspielen.

Übungen auf dem Laufrad:

  • Gleichgewicht: ohne Bodenberührung eine möglichst lange Strecke rollen
  • Kontrolle: gezielt Anweisungen oder Kreidemarkierungen folgen, auf einer Linie exakt geradeausfahren, vorgegebene Muster nachfahren
  • Ausweichen: Parcours mit Hindernissen aufbauen, Slalom fahren
  • Anhalten und Anfahren: schnelles Anhalten und Anfahren mit akustischen Signalen üben (auf Pfiff), in einem Parcours verschiedene Gegenstände aufheben

Übungen auf dem Fahrrad:

  • ohne Bodenberührung eine möglichst lange Strecke auf dem Rad fahren
  • Parcours fahren, Hindernissen ausweichen und Slalom fahren
  • Mit Eltern und Freunden das Neben- und Hintereinanderfahren üben
  • Schlange fahren: ein paar Kinder fahren in einer Schlange, wobei sich das erste Fahrrad immer wieder hinten an die Schlange anhängt 
  • Hund und Herrchen“: eine Person fährt vor und macht dabei irgendwelche Bewegungen, die anderen folgen und machen das nach: Anfahren, Linkskurve, Anhalten, Gegenstand aufheben, Schlangenlinie etc.

Sicherheit ist das A und O

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Um sich gleich an die Sicherheitsmaßnahmen zu gewöhnen, sollten die Kleinen von Anfang an einen Fahrradhelm tragen – auch, wenn es sich nur um erste „Trockenversuche“ handelt. Eltern sollten beim Radfahren mit Helm natürlich als gutes Beispiel vorangehen.

Vorbereitung auf das gemeinsame Fahren

Bevor dein Kind alleine auf dem Fahrrad die Welt erkundet, seid ihr erstmal gemeinsam unterwegs. Um den Sprössling darauf vorzubereiten, kann es beim gemeinsamen Spielen mit Freunden lernen, ihnen nachzufahren, mit ihnen eine Richtung und weitere Handlungen abzusprechen, anderen Verkehrsteilnehmern auszuweichen und Rücksicht auf andere Radfahrer zu nehmen.

Tipps vom Profi: Experteninterview mit S'Cool

Welche weiteren Tricks gibt es? Wir haben beim Experten nachgefragt. Die Marke S'Cool, die ihren Sitz in Bielefeld hat, baut ausschließlich Kinderfahrräder. Gute und leichte Räder für Junioren, die auf die Ansprüche von Eltern und Kindern in Funktion, Design und Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, zeichnen S'Cool aus.

Mit einer breiten Angebotspalette, über Lauf- und Cityräder bis hin zu Mountainbikes und BMX ist S’COOL die erste internationale Marke im Fachhandel, die ausschließlich hochwertige Bikes für Junioren entwickelt und vertreibt.

Ab welchem Alter kann ich meinem Kind das Fahrradfahren beibringen?

_„Ein genaues Alter gibt es dafür nicht, da die Fähigkeiten der Kinder je nach Entwicklungsstand variieren können. Mit unserem Laufrad pedeX first sprechen wir bereits Kinder ab dem ersten Lebensjahr an. Der Umstieg aufs richtige Fahrrad hängt auch individuell von dem Kind ab. Je sicherer es sich auf dem Laufrad fühlt, desto schneller wird auch der Umstieg auf das richtige Fahrrad stattfinden.“_

Gibt es einen „Leitfaden“, wie man Kindern das Radfahren beibringt?

„Wir bevorzugen das Training mit dem Laufrad vor dem Üben mit den Stützrädern. Die Kinder bekommen ein besseres Balancegefühl, das den Übergang auf das Fahrrad leichter macht. Allerdings sollte man hier darauf achten, wie sicher sich die Kinder fühlen. Ist das Balancegefühl noch nicht so weit entwickelt, können Stützräder den Kindern eine gewisse Sicherheit vermitteln.“

Gibt es weitere Tipps für Eltern?

„Die Eltern sollten den Kindern während des Lernprozesses mit Geduld und Gelassenheit zur Seite stehen. Die Kinder lernen in ihrem Tempo, daher sollte kein Druck seitens der Eltern aufgebaut werden.“

Was muss ich bei der Wahl des ersten richtigen Kinderfahrrads beachten?

„Bei dem ersten Fahrrad ist es wichtig, dass die Eltern die richtige Größe für ihr Kind wählen. Es sollte jederzeit mit den Füßen auf den Boden kommen, um sich abstützen zu können. Das verstärkt das Gefühl der Sicherheit. Außerdem sollten Kinderfahrräder nicht zu schwer sein und im angemessenen Verhältnis zu dem Gewicht des Kindes stehen.“

Wo bringe ich meinem Kind das Radfahren bei? Wo beginne ich mit ersten Fahrstunden?

„Der geeignete Ort, an dem das Kind Fahrradfahren lernen kann, ist dort, wo es sich wohl fühlt. Es sollten keine Hindernisse auf der Übungsstrecke stehen und es sollte möglichst abseits vom täglichen Verkehr sein. Auch andere Fahrradfahrer oder Fußgänger können die Konzentration beeinträchtigen. Am besten eignet sich eine abgelegene Straße, ein leerer Parkplatz oder ein Privatgrundstück.“

Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaften widmet sich Luisa nun der Sonderpädagogik, wobei ihr Schwerpunkt auf der emotionalen und sozialen Entwicklung liegt. Ihrer Liebe zum Schreiben und zum Sport kann sie als Redakteurin für Bikes.de weiterhin nachgehen. Wenn sie nicht gerade am Studieren und Schreiben ist, trifft man sie zum Wandern, Joggen und Radfahren irgendwo im Wald an. Für Luisa ist das Fahrrad ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, ein Sportgerät und ein tolles Fahrzeug, um Natur zu erleben und die Welt zu entdecken. Am liebsten ist sie mit ihrem Trekkingrad oder ihrem Mountainbike unterwegs.

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